Einreise-Formalitäten: Bürokratie indischer Art
27.5.2016 | 📎 Indien | ✏ Anekdoten
Einreise-Formalitäten: Bürokratie indischer Art
Es gibt Länder, da scheint man jeglichen Tourismus so gut wie möglich verhindern zu wollen. Das Mittel zum Zweck: umständliche Einreise-Formalitäten. Indien ist diesbezüglich ziemlich effizient, wie wir letzten Sommer erfahren haben.
Fakt ist: Indien-Reisende brauchen ein Touristen-Visum. Um ein solches zu ergattern, lösen wir zuerst folgende Rechenaufgabe: Wann müssen wir unsere Visa beantragen, damit wir weder zu früh noch zu spät dran sind? Die Aufgabe hat zwei Lösungen: Ich als Schweizer Bürgerin muss Pass und Unterlagen der indischen Botschaft schicken. Die Bearbeitung dauert einige Tage, und das Visum ist dann ab Ausstellungsdatum sechs Monate gültig. Ich darf den Antrag also nicht früher als ein halbes Jahr vor Ende unseres Indien-Aufenthalts einreichen.
So weit so gut. Anders lautet die Lösung für meinen Mann. Als Luxemburger muss er ein elektronisches «e-Visum» einholen*. Dies hat er nicht später als vier Tage vor Abreise, aber auch nicht früher als 34 Tage vor Einreise zu tun. Ohne Eintrag im Terminkalender klappt das nicht.
Visum für Indien: 79 Formularfelder ausfüllen
Ob klassisches oder e-Visum – für beides ist ein umfangreiches Online-Formular ausfüllen. Was die alles wissen wollen, die Inder! Die Religionszugehörigkeit. Den Geburtsort von Mutter und Vater. Der aktuelle Hämoglobinwert der Grosstante … okay, jetzt übertreibe ich 😉.
Der Beruf ist aus einer Liste mit 31 Einträgen auszuwählen. Mögliche Berufe sind zum Beispiel: Kameramann, Luftwaffe, Missionar, TV-Produzent, Film-Produzent.
Der einreisewillige Tourist ist zudem gebeten, alle in den letzten zehn (!) Jahren besuchten Länder aufzuzählen. Da man im kleinen Europa mit jedem Stolpern ein neues Land betritt, wäre die Liste ziemlich lange geworden. Wäre – denn zum Glück ist irgendwann die Kapazität des Textfeldes erschöpft und es weigert sich, weitere Buchstaben anzunehmen.
Informatiker und höhere Mathematik
Überhaupt hat das Web-Formular so seine Macken. Indien ist ja eigentlich bekannt für seine kompetenten Informatiker. Beim Amt für Touristen-Visa arbeitet aber keiner von ihnen.
Zum Schluss ist noch die Visa-Gebühr zu berechnen. Dazu brauchts fast einen Universitätsabschluss in höherer Mathematik: Visumsgebühr plus Service- und Bankgebühr sowie Konsulat-Aufschlag. Zusätzlich kostet das Zurückschicken der Unterlagen sowie eine Benachrichtigung, sobald das Visum fertig ist.
Das Beste zum Schluss
Ist nach mehrmaligem Nachrechnen schliesslich klar, wie viel an Gebühren zu überweisen ist, und sind alle 79 (!) Formularfelder gewissenhaft ausgefüllt – inklusive der Liste aller Staaten, in die wir in den letzten zehn Jahren unseren Fuss gesetzt haben – dann kommt das Beste. Und das kommt, wie immer, zum Schluss:
Der erste Versuch, das Visum online zu bezahlen, scheitert. Der zweite ebenfalls. Der Bezahl-Server «klemmt». Ist hier irgendwo ein Informatiker?
Ein dritter Versuch, und dann die Meldung: «Maximale Anzahl von Bezahl-Versuchen überschritten. Antrag neu ausfüllen.»
😬 Aaaarrrrrgh!
*Aktuell dürfen auch Touristen mit Schweizer Pass ein e-Visum beantragen. Das hat seit unserer Indien-Reise im Sommer 2015 geändert. Aber dieses Prozedere wechselt sowieso andauernd …
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