Amerikas gestörtes Verhältnis zu Käse
12.2.2017 | 📎 USA | ✏ Kultur, Recherche
Amerikas gestörtes Verhältnis zu Käse
Importierter Schweizer Käse – aus Irland. Entdeckt haben wir diesen (scheinbaren) Widerspruch im Supermarkt in Fort Myers Beach, Florida.
Sehender und blinder Käse
Als Eidgenossin war für mich selbstverständlich: Schweizer Käse kommt aus der Schweiz. Nicht so in den USA. Wikipedia klärt auf: «Swiss Cheese», kurz «Swiss», bezeichne Käsesorten, die meist in Nordamerika hergestellte werden und dem Emmentaler ähneln: Sie haben Löcher – im Englischen auch «Eyes», also Augen. Löcher-freier Käse ist drum logischerweise … blind.
American Cheese mit Schweizer Wurzeln
Für den Amerikaner ist «sehender» Käse gleich Schweizer Käse – egal, woher er kommt. Natürlich gibt es neben amerikanischem «Swiss Cheese» auch amerikanischen «American Cheese»: industriell hergestellter Schmelzkäse, in Einzelscheiben abgepackt in den Farben weiss, gelb oder orange. Prominentestes Beispiel: die Plastik-Käsequadrate in Cheeseburgern. Und wer hat diesen Käse erfunden? Richtig! Käsehersteller Gerber in Thun, Berner Oberland.
Illegaler Käse
Ob «Swiss» oder «American»: US-Käse hat also fast immer Schweizer Wurzeln. Schwieriger hat es ein anderes Käseland in Übersee: Französische Käse wie «Brie de Meaux» oder «Camembert de Normandie» sind in den USA tabu – weil aus Rohmilch hergestellt. Denn: Käse aus nicht-pasteurisierter Milch darf in Amerika nur nach 60-tägiger Lagerung verkauft werden, wenn überhaupt. Man will die Konsumenten vor potenziell schädlichen Bakterien in der Rohmilch schützen.Käsefreier Käse
Junger Rohmilch-Camembert ist in den USA deshalb illegal. Legal ist hingegen «Easy Cheese», ein Käse aus der Spraydose. Oder jene zähflüssige, dunkelgelbe Masse, die auf meinen Nacho-Chips klebt. Sie wird zwar aus einem Behälter gepresst, dessen Ende der Zitze eines Kuh-Euters gleicht. Dafür hat sicher keine der Zutaten je ein Rindviech gesehen. Nicht mal aus der Ferne.
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